Der heimische Graue Kranich (Grus grus), weit verbreiteter Brutvogel in Nord- und Osteuropa, zählte bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts zu einer der am meisten bedrohten Großvogelarten Mitteleuropas. Direkte Verfolgung und ganz besonders der Verlust seiner bevorzugten Feuchtlebensräume führten zu sehr starken Bestandsverlusten oder gar zum Erlöschen dieser Art als Brutvogel in vielen Regionen, insbesondere in Deutschland.
Durch intensive Schutzmaßnahmen aber auch durch die bessere Anpassung der Kraniche an landwirtschaftliche Nutzflächen, verbunden mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft hin zu großflächigen Maismonokulturen, ist in den vergangenen Jahren allerdings eine Trendumkehr verbunden mit einer deutlichen Bestandserholung zu verzeichnen. Die Anpassung der Kraniche an die neuen Landschaften geht einher mit einer zunehmenden Tendenz zum Ausharren und Überwintern in den angestammten oder inzwischen wieder eroberten Brut- und Rastgebieten, vor allem in den großflächigen Moorschutzgebieten Norddeutschlands.
Mit der Rückkehr rastender Kraniche in die renaturierten Moorflächen im Landkreis Rotenburg (Tister Bauernmoor; Huvenhoopsmoor; u.a.) hat sich für den Arten- und Naturschutz eine grundlegend neue, z.T. konfliktbelastete Situation ergeben. Der NABU ist seit dieser Zeit engagiert, ein zukunftsfähiges Konzept zur konsequenten Weiterentwicklung der bisherigen Schutzmaßnahmen zu entwickeln. In enger Zusammenarbeit mit der staatlichen Vogelschutzwarte im NLWKN sowie den Naturschutzbehörden der Landkreise entstand das Kranichschutzkonzept für den Landkreis Rotenburg.