Zweimal pro Jahr gehen unsere Kraniche auf Reisen. Im Frühjahr fliegen sie zielgerichtet, ohne lange Zwischenstopps, in ihre Hauptbrutgebiete in die Tundren, Steppen und Moore von Russland, Skandinavien und dem Baltikum. Im Herbst geht es zurück in wärmere, nahrungsreiche Regionen, nach Zentralspanien oder in den östlichen Mittelmeerraum bis nach Nordafrika, um dort zu überwintern. Die Zugstrecken betragen oft mehr als 3000 Kilometer.
Die weiten Flugreisen sind Kräfte zehrend. Besonders auf dem Herbstzug machen die Kraniche in mittleren Abständen und in festen Regionen Zwischenrast, wo sie sich ausruhen und Energiereserven anfressen. Bekannte Rastplätze sind der Hornborga See in Schweden, die Rügen Bock-Region, das Linumer Bruch bei Berlin, die Diepholzer Moorniederung sowie der Lac du Der in Frankreich. Vor allem der verstärkte Maisanbau und die milderen Winter sorgen für eine Veränderung im Zugverhalten: Immer mehr Kraniche bleiben auch über den Winter in unserer Region.
Die Rastplätze müssen für Kraniche beste Bedingungen bieten: Sichere Schlafplätze und ausreichendes Futterangebot. Nachts schlafen Kraniche gerne in flachen Gewässern, wo sie vor Feinden, wie Fuchs, Wildschwein oder Marderhund, gut geschützt sind. Reichlich Nahrung finden Kraniche auf abgeernteten Maisfeldern. Beides bietet auch die Region Rotenburg und das Teufelsmoor, die zu einem beliebten Zwischenrastgebiet für viele tausend Kraniche wurde. Geeignete Schlafplätze finden sie in den wiedervernässten Moorflächen, hauptsächlich im Tister Bauernmoor und im Huvenhoopsmoor. Tagsüber suchen sie in einem weitem Umkreis um die Schlafplätze herum, die abgeernteten Äcker auf, wo sie oft in großen Trupps von hunderten oder gar tausenden Tieren ihr Futter picken.